Neuerscheinung: Experimente mit Experimenten. Émile Zolas Experimentalroman in Russland zwischen Ablehnung und Dekonstruktion. Von Riccardo Nicolosi
19. April 2010
In: Michael Gamper et al. (Hg.): „Wir sind Experimente: wollen wir es auch sein!“ Experiment und Literatur 1790-1890. Göttingen: Wallstein, 2010, S. 367-394.
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In der Zeit von 1790 bis 1890 entstanden eigenständige Ausprägungen des Experimentellen in Wissenschaft und Kunst. Das dynamische Verhältnis zwischen Literatur und Wissenschaft war durch Entgegensetzung und Konkurrenz geprägt. Gleichzeitig wurden aber die traditionellen Verbindungen der Bereiche weitergeführt und experimentelle Verfahren von namhaften Autoren produktiv in ihre Werke übertragen. Neben der Etablierung des Experiments als Königsweg der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung bildete sich so eine Vielzahl von Experimentalkulturen heraus, die alle Anteil an epistemologischen und poetologischen Fragestellungen hatten.
19 Fallstudien zeigen, wie sich die Experimentierzone um 1800 ausweitete und der Versuch sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts radikalisierte, wenn der Mensch und die Gesellschaft zum Experiment erklärt wurden. (Verlag)
Nervöse Entartung. Narrative Modelle von Neurasthenie und Degeneration im Russland des ausgehenden 19. Jahrhunderts
In: Maximilian Bergengruen, Klaus Müller-Wille, Caroline Pross (Hg.): Neurasthenie. Die Krankheit der Moderne und die moderne Literatur. Freiburg: Rombach, 2010, S. 103-138.
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In der Literaturwissenschaft hat sich in den vergangenen Jahren ein verstärktes Bewusstsein dafür ausgebildet, dass ästhetische Konzepte in der frühen Moderne in ausdrücklicher Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen, besonders aber mit medizinischen Diskursen formuliert werden. Da den Nerven in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung als Vermittlungsorgan zwischen Wahrnehmung, Denken und Imagination zugesprochen wird, sind es gerade Neurasthenie und Nervosität, die im Zuge der modernen „Physiologisierung“ der Ästhetik wichtige ästhetische Kategorien begründen.
Die Beiträge dieses Bandes gehen dem Austausch- und Wechselverhältnis zwischen der Krankheit der Moderne und der Literatur der Moderne nach und dokumentieren deren vielfältige Ergebnisse. Die Studien nehmen die Nationalliteraturen des deutschen, französischen, skandinavischen und slawischen Sprachraums in den Blick, lenken die Aufmerksamkeit auf ihre Berührungspunkte und Abhängigkeiten und überschreiten dabei bewusst die Grenzen zwischen den verschiedenen „Ismen“ dieses Zeitraums (Realismus, Naturalismus, Symbolismus und Decadence). (Verlag)
PD Dr. Riccardo Nicolosi ist Alumnus des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz. Die hier vorgestellten, eben erschienenen Publikationen hat er während seines Kollegaufenthaltes zwischen April 2007 und April 2008 abgeschlossen.